29. März 2012

Mein Herz zwitschert...

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Mein bescheidener Beitrag zum Frühlingsanfang, der sich auch ohne ersteren manifestiert, on- und offline...

25. März 2012

Pastell-Zeichnung: Step by Step

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Nun wollte ich es endlich selber mal wissen: Nachdem ich während gut einem Jahr mit Pastell-Künstlern aus aller Welt über Vorzüge und Schwachstellen der Prototypen, an denen unsere Firma arbeitete, gefachsimpelt und daraus Schlüsse für Produktion und Kommunikation gezogen hatte, wollte ich mir endlich mal Zeit nehmen, selber ein kleines Werklein zu erstellen. Selbst im Arbeitsalltag einer Farbenfirma fehlt oftmals Zeit und Musse, über das Kritzelstadium hinauszugehen.
Konkret geht es um die neuen PASTEL PENCIL + CUBE, die ab April im Fachhandel kommerzialisiert werden. Diese neuen Trockenpastelle von Caran d'Ache mit je 84 Farbtönen haften am besten auf Pastelcard (Sennelier), Pastelmat (Clairefontaine), Sansfix (Schmincke) oder Wallis- und U-Art-Paper (amerikanische Produkte). Für Skizzen mag auch Mi-Teintes von Canson reichen, allerdings fehlt hier das Granulat, das ein beinahe unbegrenztes Übereinanderschichten ermöglicht.
Mein zugegebenermassen erstes Pastell seit beinahe 20 Jahren war eine Freude: Samstagnachmittag, Sonne, Terrasse, 30 x 40 Sennelier Pastelcard (Sandfarbe), irgendeine Landschafts-Bildvorlage - ich gab mir 2 Std Zeit. Und das reichte dann auch. Hält den Vergleich mit Werken all der Pastell-Spezialisten natürlich nicht stand, muss es aber auch nicht. Immerhin hat es Lust auf mehr gemacht! Der Farbabrieb, insbesondere jener der Pastellstifte, war wirklich butterweich! Sobald genügend Pigmentstaub auf dem körnigen Untergrund lag, war subtiles Vermischen wie im Bereich des Himmels möglich (kommt auf den Fotos wenig zur Geltung).
Betreffend Palette sieht man einmal mehr, dass ich immer am liebsten alle Farbtöne auf ein Bild schmeisse und Mühe habe, mich zu limitieren. Ich erkläre das damit, dass ich erzogen wurde, den Teller immer leerzuessen, und wer den Teller immer leer isst, füllt auch eine leere Leinwand bis auf den letzten Zentimeter, alles andere wäre ja Vergeudung. Und eben, wo man schon so viele Farben zur Verfügung hat, muss man sie doch auch alle gebrauchen...Übrigens verstehe ich jetzt all die Pastel-Spezialisten, die ein extrem dunkles Grün oder Rot verlangen. Beides hätte ich in diesem Bildchen gut gebrauchen können - denn sobald du mit Schwarz reingehst (eigentlich eine Todsünde in der figurativen Malerei), wirkt es schnell platt. Hier der Verlauf meines kleinen Experiments:














































Eine meiner Favoritinnen in Sachen Pastellmalerei und Vermittlung von Pastelltechnik ist die Hamburgerin Astrid Volquardsen, die einen professionell aufgezogenen Blog (D + E) zum Thema führt. Sie habe ich wie einige andere Pastellkünstler kennengelernt und dank ihr habe ich die Pastellmalerei als unglaublich vielseitiges und spontanes Medium (wieder-) entdeckt.

10. März 2012

Vogelzug 1. Klasse

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Dieses Bild von 2001 hat für mich noch heute eine spezielle Bedeutung: Erstens es war einer meiner ersten Versuche, Handzeichnung via Scan mit Photoshop zu verbinden und aus einem Foto eine neue, komische Situation zu schaffen. Zweitens fand ich das Hintergrundsbild in einem wunderbaren alten Bildband über die Schweiz, den ich Ende der 80er-Jahre vom Estrich meiner Grosseltern mitnehmen durfte, ein Erbstück und eine schöne Erinnerung an sie also. Das Bild zeigt einen Erstklasswagen in den 30er-Jahren der SBB, der soeben Spiez verlässt und Richtung Lötschberg rattert. Im Hintergrund sieht man den Thunersee und dahinter erahnt man Interlaken.
Ich nahm also dieses Bild und stellte mir vor, wie es wäre, wenn nach den Menschen eine zweite Tiergattung die Vögel, hier die Störche, ihre Hierarchie materiell zu manifestieren begännen...sich also nicht mehr mit ihrer Ordnung, mit der sie ihren Vogelzug gen Süden solidarisch bestreiten, begnügen, sondern ihren gefiederten Hintern auch auf einen gepolsterten Sessel drücken müssen, ein Cüpli brauchen und vom ganzen Stress eine Beruhigungszigarette reinziehen und rausblasen müssen. Und draussen fliegen die 2. Klass-Störche mit eigener Kraft weiter, die Reise ist lang und ihre Blick nicht besonders begeistert. Ich wendete für dieses Bild fast 18h auf, lernte selfmade scannen, rausputzen, ausschneiden, Spiegelungen und Transparenzen erzeugen, Schattierungen anbringen und Farben anpassen. Ich stellte dieses Bild zusammen mit anderen ähnlichen Bildern am 2. Internationalen Cartoonfestival in Langnau aus und ich weiss noch, wie mich ein ziemlich renommierter Zeichnerkollege damals praktisch als "Verräter" der Cartoonisten-Zunft bezeichnete, weil ich da einfach einen Computerausdruck präsentiere, was ja jeder einfach auf Knopfdruck machen könne. Dieser Affront ehrte mich einerseits, andererseits fand ich seine Bemerkung eine riesige Zumutung und hielt ihm einen kleinen Vortrag darüber, dass dieses Werk genauso Handwerk und Original war wie eine reine Handzeichnung, dass der Computer nichts als ein weiteres Gestaltungsmittel zum Spielen sei und dass in dieser Ausstellung ein einziger, als Unikat signierter Ausdruck veröffentlicht werde und ich Herr über das elektronische File sei. Vermutlich stellte er sich vor, dass ich wie ein Blöder Kopien verkaufen würde. Als würde die Welt nur darauf warten...
Vielleicht war ich damals in dieser Szene wie ein kleiner Vorreiter eines Trends, der seither in Illustration und zu reproduzierenden Cartoons üblich geworden ist, nämlich dass Handzeichnung und digitale Zeichnung oder Foto ineinanderfliessen. Ein Meister dieses Fachs war und ist der Schweizer Igor Kravarik. Und der nörgelnde Kollege von damals ist seither selber ein reger Profiteur der digitalen Möglichkeiten. Nun haben wir 2012 und klar, ich gebe zu, heute gefällt mir der Charme einer 100% Handzeichung immer noch mehr als irgendwelche digitalen ClipArt-Verbrechen.

4. März 2012

Porträts mit Neocolor I

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Diese vier Porträts waren Versuche mit Prototypen von Neocolor I Wachspastellen, bei denen es darum ging, herauszufinden, inwiefern sich dieser Farbentyp auf verschiedenen Papieren und Untergründen für Porträtmalerei eignet. So zeichnete ich Porträt 4 auf Industrie-Schmirgelpapier (Korn 400), eine interessante Variante, die überhaupt für Pastelle empfohlen werden kann. Mit Neocolor I lässt sich wunderbar in Schichten arbeiten, während man in anderen Techniken eher von Hell zu Dunkel übergeht, baut man hier eher helle Schichten über dunkle Untermalungen, die Pigmente schmelzen schön ineinander und ergeben einen glänzenden, buttrigen Farbauftrag, der am Schluss mit einem Taschentuch auf Hochglanz poliert werden kann. Porträt 2+3 hatte ich zuvor grob mit Acrylfarbe untermalt.

3. März 2012

Braver Tiger, böser Tiger

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Gelegentlich springe ich für meinen Arbeitgeber auch als Illustrator ein, nämlich dann, wenn die Zeit drängt, wenn die Technik oder Materialien eher speziell sind oder wenn es klare Sujetwünsche gibt. Letzteres war hier der Fall: Der Duty-Free Manager wollte für eine neue A4-Seitenkampagne in den Board-Magazinen von Asian Airlines und Korean Airlines ein neues Sujet, um die aquarellierbaren Wachspastelle Neocolor II zu bewerben. Es sollte ein Tiger sein. Ich wusste, wie schwierig es würde, schnell und kostengünstig über Profi-Illustratoren oder -Künstler zu einem solchen Bild zu kommen, und so realisierte ich Vorschlag 1 gleich selber. Das Bild oben entstand in einem Hotelzimmer in knapp 2h, Technik wie gesagt: Direkt mit Neocolor II vorskizziert, mit Wasser vermalt (laviert), darüber gezeichnet mit dem wachsigen Pastell, Druck verstärkt und dadurch mehr Pigmente abgegeben, wieder laviert. Zum Schluss ein paar weisse Lichtpunkte mit Tipp-Ex gesetzt. Der Auftraggeber war mit diesem Vorschlag viel glücklicher als mit allem, was er zuvor in Sachen Tiger gesehen hatte. Allerdings wünschte er sich einen etwas "böseren" Tiger, einen mit Zähnen, ansonsten sollte die Anordnung etwa gleich bleiben. Und so entstand Variante 2 vor zwei Wochen an einem Sonntagnachmittag, als ich mit knapp 39° Fieber eigentlich im Bett liegen sollte. Diesmal ging's noch rassiger, etwa 1.5h Zeitaufwand, wieder alles mit Neocolor II gezeichnet und vermalt sowie Tipp-Ex.






















Ich freute mich, dass dieses Sujet schliesslich ohne Wenn und Aber in die Anzeigenkampagne aufgenommen wurde. Die abgeschnittenen Pastelle zeugen von einem Grafiker, der ebenfalls unter grossem Zeitdruck stand ;-), die Hintergrundwahl mit den Schweizer Bergen, auf denen ein Tiger gezeichnet wird, mutet beinahe anarchistisch an... War nicht mein Verschulden. Und übrigens gehört die schöne Hand, die da einen Stift  hält, natürlich nicht mir, sondern einer netten Arbeitskollegin, die dafür extra gemodelt hat.






































Wie gesagt, ziert diese Annonce in den nächsten zwei Jahren die Duty-Free-Board-Magazine zweier asiatischer Fluggesellschaften und ich hoffe, dass der fauchende Tiger, dessen Original nun im Kinderzimmer meines Fünfjährigen hängt, wenigstens einige der Millionen Passagiere zum Kauf schöner Farben animieren kann...